Im Jahr 2017 und 2018 hat das Bergdorf Steinbach beim Wettberwerb „Unser Dorf hat Zukunft“ teilgenommen. Was zunächst als Motivation und Begleitung zum gerade angeschobenen Dorfentwicklungsprozess gedacht war, erwies sich als großer Erfolg. Auf Regionalebene konnte Steinbach für die Region Südthüringen den Sieg erringen, auf Landesebene ergatterte es für sein → Wasserradprojekt einen Sonderpreis. Für den Sprung auf die Bundesebene reichte es nicht, aber den Schwung aus dem Wettbewerb nimmt Steinbach unter dem Motto → Steinbach hat Zukunft in die weitere Dorfentwicklung mit.
Für das Projekt „Wasser zu Licht“, die Nutzung von Wasserenergie für den Betrieb der Straßenbeleuchtung, hat Steinbach im Landeswettbewerb von „Unser Dorf hat Zukunft“ am Sonnabend, den 3. November, bei der offiziellen Siegerehrung in Waffenrod-Hinterrod den Sonderpreis erhalten. Der Preis ist mit 500 € dotiert.
Die eigentliche Verkündung ging beinahe im lautstarken Jubel der 22 angereisten Steinbacher unter, denn bereits in der Anmoderation zum Sonderpreis fielen „die“ Schlagworte, die nur auf „ihr“ Bergdorf zutrafen. Während die Sieger Waffenrod-Hinterrod und Bollstedt bereits seit Ende September feststanden, blieb der Gewinner des Sonderpreises bis zur Siegerehrung geheim. Umso größer war die Freude der Steinbacher, dass ihr → Wasserradprojekt eine gesonderte Würdigung bekam. Mit dem Sonderpreis zeichnet die Landesjury ein besonders vorbildhaftes und nachahmenswertes Projekt aus, das die Steinbacher selbst „Wasser zu Licht“ betitelt haben. „Tradition und Brauchtum neu gedacht“ steht auf der Urkunde, die Ministerin Birgit Keller und Ministerpräsident Bodo Ramelow zusammen mit einer großen Preistafel und der Preismappe an Susanne Rakowski, Beigeordnete des Bürgermeisters der Stadt Bad Liebenstein, und die Steinbacherin Elvira Schmager überreichten. Gemeint ist die Idee der Steinbacher, die Tradition der Wasserräder wieder aufzugreifen und sie modern zu nutzen. „Man besann sich auf die dorfeigenen Potenziale und schuf ein zukunftsweisendes und nachhaltiges Projekt für das gesamte Dorf“, lautet die Begründung der Jury. Auch Bad Liebensteins Bürgermeister Dr. Michael Brodführer (CDU), der den „Steinbacher Aufbruch“ und die Wettbewerbsteilnahme bei „Unser Dorf hat Zukunft“ im Frühjahr 2017 angestoßen hatte, freut sich über die besondere Würdigung des Engagements der Steinbacher. „Auf diese Auszeichnung können die Steinbacherinnen und Steinbacher stolz sein. Sie zeigt, dass es sich lohnt, auch komplexe Projekte in Angriff zu nehmen und sie macht den Steinbachern weiter Mut, ihren Zukunftsweg fortzusetzen“, teilt Brodführer mit, der wegen eines weiteren Dorfentwicklungsprojektes nicht persönlich bei der Preisverleihung anwesend sein konnte.
Die Steinbacher gratulieren Waffenrod-Hinterrrod und Bollstedt zum Sieg auf Landesebene im Wettberwerb „Unser Dorf hat Zukunft“ und wünschen ihnen in der nächsten Runde viel Erfolg. Dankbar blicken sie auf ihre eigene Wettbewerbsteilnahme zurück: „Wir haben alle unser Bestes gegeben und können stolz auf das sein, was wir in so kurzer Zeit in unserem Dorf bewegt haben,“ sagt Patricia Haupt, festes Mitglied des → Zukunftsstammtisches und Teil des Organisationsteams des diesjährigen Jurytags. Ähnlich fassen es Steffen Müller und Elvira Schmager zusammen, die sich ebenfalls stark im Wettbewerb engagiert haben: „Wir können doch alle sehr stolz sein, was wir auf die Beine gestellt haben. Wir machen trotzdem weiter, für uns lohnt es sich allemal.“ Auch Bad Liebensteins Bürgermeister Dr. Michael Brodführer blickt positiv in die Zukunft des Ortsteils: „Der Wettbewerb hat uns viel gebracht. Es ist uns gelungen, in Sachen Ortsentwicklung Fahrt aufzunehmen und wichtige Projekte anzupacken. Die Steinbacher haben sich in den vergangenen 1,5 Jahren enorm angestrengt und haben viel erreicht. Die thüringenweite Konkurrenz war sehr stark und die Gewinner verdienen unsere Anerkennung.“ Den Schwung aus dem Wettbewerb wollen die Steinbacher nun mitnehmen, zahlreiche Projekte wollen verwirklicht bzw. weiterentwickelt werden. Die „Steinbacher Stube“, der Jugendanger, das Leerstandskataster, die Steinbacher Trachtenkapelle, ein ortsteilübergreifendes Wanderwegekonzept und die Etablierung von → Bankpatenschaften sind nur einige davon. Auch der „Steinbacher Advent“ und der Gegenbesuch im → Zwillingsdorf Steinbach a.d. Steyr wollen geplant und organisiert werden. Von einem sind die Einwohner dank des Wettbewerbs überzeugt: Steinbach hat Zukunft! Mit diesem Selbstbewusstsein werden sie am 3. November zur Siegerfeier reisen.
Ein Bus stand bereit und ein 7-köpfiges Steinbacher Jurytagsteam, als der Reisebus der Jury am vereinbarten Treffpunkt eintraf. Minutiös vorbereitet hatten sie die Tour, auf die sie die Juroren zwei Stunden lang mitnahmen – eine Reise in und rund um ihr Bergdorf. Sie führte über rasante Strecken auf die Höhen des Rennsteigs, vorbei an welthistorischem Boden, durch verwinkelte Gassen, bergan, bergab, zu Aussichtspunkten, Sehenswürdigkeiten und Steinbacher Zukunftsprojekten.
Nach der Begrüßung und einem Blick auf die Steinbacher Flurkarte hieß es für die Jury: Bus wechseln. Und dann ging es los, zuerst auf die Glasbach-Rennstrecke – in mäßigem Tempo freilich, schließlich gab es viel zu erzählen und die einzigartige Aussicht auf den Ort zu präsentieren. Den ersten Stopp gab es auf dem ↗ Wanderparkplatz „Wallfahrt“. Bei Steinbacher Bratwurst und kühlen Getränken erfuhren die Jurymitglieder alles rund um das hier entstandene Projekt eines Wanderparkplatzes mit Imbiss. Auf dem Weg hinab zum Dorf berichtete Franz Malsch alles Wissenswerte über das ↗ Lutherdenkmal und die Geschichte rund um Luthers Entführung im Jahr 1521. Am Schützenhaus begrüßten die Schützen die Jury mit Böllerschüssen und präsentierten ihren Vereinssitz. Über die Umgehungsstraße, die „Steinbacher Schweiz“ und die Schleiferstraße brachte der große Reisebus – teilweise in Zentimeterarbeit – die Jurytagsgruppe in den Ort. Aussteigen hieß es an der Fleischerei Walther, wo es gleich eine Wegzehrung für den Fußmarsch gab. Der führte vom Steinbacher Bücherschrank über die Steinbacher „Europabrücke“ und den Zilleborn zur ↗ Kirche und dem Bergfriedhof. Vorbei an der neu sortierten ↗ Heimatstube ging es weiter zu den Stiegspatzen, dem → Steinbacher Kindergarten. Am Kirchberg entlang, mit Blick auf den Ort marschierte die Gruppe Richtung Unterdorf, vorbei an der sanierten Villa Ambronn, zum → Wasserrad.
Was wäre eine Zukunftstour, ohne die Perspektiven für Kinder und Jugend zu zeigen? Darum machte die Gruppe am Kinderspielplatz halt. Auch, um ein neues Projekt vorzustellen: den Steinbacher Jugendanger. Gegenüber, auf dem Multifunktions(„Fest“)platz präsentierten sich zahlreiche Vereine der Jury: von der Bergwacht, über die Feuerwehr, Kirmes und Rennsport bis hin zum Wintersport. Vorbei am Stand der „Projektgruppe Wandertafeln“ ging es dann zur → Mitfahrbank mit kurzer Sitzprobe und schließlich zum Finale auf dem Markt und im Steinbacher Messerstübchen. Weitere Vereine und Projekte hatten sich hier versammelt, die Steinbacher Trachtenkapelle spielte auf und viele Steinbacher feierten den Jurybesuch. Bevor diese aber einen zünftigen Zammedeschmaus genießen durfte, galt es nochmal alle Kräfte zu sammeln und Konzepte und Entwicklungspläne zu studieren. Die Steinbacher indes machten aus dem Jurytag wieder ein Dorffest. Bis in die späten Sommerabendstunden belebten Geplapper, Gelächter und Musik den Markt. Wettbewerb hin oder her: Steinbach hat Zukunft!
56 Dörfer haben thüringenweit an den Regionalentscheiden im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ teilgenommen. Für den Raum Südthüringen konnte Steinbach den ersten Platz gewinnen und hat damit den Sprung in den Landeswettbewerb geschafft. Positiv bewertet hat die Jury das rege Vereinsleben, die Idee des „Messerstübchens“, die Fortführung der über 700 Jahre alten Tradition der Messermacher, die Verbindung von Brauchtum und Moderne und den regelmäßig stattfindenden „Zukunftsstammtisch“. Zur Siegerehrung in Sömmerda gab es eine strenge Personenbegrenzung (4 pro Dorf). Das war den Steinbachern zu wenig... immerhin wollten vierzig Personen mit. Also, Anruf im Erfurter Ministerium: Hier bat man um eine Woche Bedenkzeit und kam dem Wunsch schließlich nach. So rollte tatsächlich ein Reisebus voller Steinbacher nach Sömmerda – teilweise in Tracht, mit Gitarre und selbstgebautem Schild, die Jüngste elf Monate, die Älteste 93 Jahre alt. Mit großer Freude nahmen sie die Urkunde und das Preisgeld von 1.000 Euro entgegen.
Wie geht es weiter? Bei den zukünftigen → Zukunftsstammtischen müssen die nächsten Ziele abgesteckt, Arbeits-und Projektgruppen gebildet, und neue Ideen entwickelt werden. 2018 kommt eine neue Jury nach Steinbach. Darauf will man sich vorbereiten. Die Messlatte ist hoch.