Eins der bewohnerstärksten Viertel in Bad Liebenstein ist das Quartier „Im Roh“. Diese historische Flurbezeichnung umfasst die heutigen Straßen: Hermann-von-Stein-Straße, Unterm Sandberg, Baumbachstraße, Rohstraße, Diesterweg und Pestalozzistraße. In den 60er Jahren entstand hier ein Wohnviertel, das bis heute beliebt ist. An den hier gebauten Wohngebäuden fanden in den letzten Jahrzehnten bereits umfangreiche Sanierungsmaßnahmen statt. Nun soll auch die Verkehrsinfrastruktur, also Straßen und Gehwege, an die heutigen Erfordernisse angepasst werden. Dazu ist eine grundhafte Erneuerung notwendig, die voraussichtlich bis 2030 dauern wird.
Herr Schwarz
Amt für Bauwesen und Stadtentwicklung
Bahnhofstraße 11
36448 Bad Liebenstein
✉ schwarz(at)bad-liebenstein.de
Fast bis auf den letzten Platz gefüllt war das Bad Liebensteiner Comödienhaus am 9. März 2020. Die Stadt Bad Liebenstein und die Wohnungsbaugenossenschaft Bad Salzungen eG (WBG) hatten die AnwohnerInnen des Quartiers „Im Roh“ zu einem Informationsabend eingeladen. „Im Roh“, das ist die historische Flurbezeichnung für das Wohngebiet der Straßen Hermann-von-Stein-Straße, Unterm Sandberg, Baumbachstraße, Rohstraße, Diesterweg und Pestalozzistraße.
Zwei große Themen standen auf der Agenda: zum einen die Erneuerung der Wärmeversorgung in den Wohnblöcken der WBG in Verbindung mit dem Neubau eines Mehrfamilienhauses durch die WBG, zum anderen die städtischen Planungen für die Erneuerungen von Straßen und Gehwegen im Quartier bis zum Jahr 2030.
Neue Wärmeversorgung
Zunächst informierte Herr Kaiser, Vorstand der WBG, über die Vorhaben der Genossenschaft. Er betonte, dass sich das Wohnviertel großer Beliebtheit erfreue, was sich auch an dem sehr niedrigen Leerstand von gerade 5 % zeige. Zahlreiche Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen haben in den letzten Jahren bereits stattgefunden. In die Erneuerung von Fassaden, Fenstern, Balkonen, Dächern und Sanitäreinrichtungen hat die WBG bereits fast 8 Millionen Euro investiert. Weitere 8 Millionen will sie in den kommenden Jahren aufwenden. Vor allem die Heizungsanlagen aus den 90er Jahren stehen dabei im Fokus, sie müssen nach mehr als 20 Jahren erneuert werden. Als eine wirtschaftlich sinnvolle und zukunftsorientierte Lösung hat die WBG sich für den Bau eines Blockheizkraftwerks entschieden. Damit verbunden ist der Bau einen Mehrfamilienhauses. Über eine Nahwärmetrasse werden alle umliegenden Gebäude versorgt. Die Bauarbeiten haben in diesen Tagen schon begonnen. Der Umrüstung der Wärmeversorgungsanschlüsse erfolgt nach aktuellen Planungen Stück für Stück von 2021 bis 2024. Bis dahin, so die Bitte der WBG-Vertreter, sollten die AnwohnerInnen auf größere Renovierungsarbeiten oder Neuanschaffungen vor allem in den Küchen verzichten.
Neubau mit 18 Wohnungen und Tiefgarage
Das neue Mehrfamilienhaus wird in der Hermann-von-Stein-Straße gebaut. Auf 5 Etagen entstehen 18 neue Wohnungen mit Balkonanlagen und Tiefgarage. Das Haus wird barrierefrei sein, das heißt unter anderem mit Aufzug und rollstuhlgerechten Türbreiten. In der Tiefgarage sind Stellplätze für Fahrzeuge aller Art vorgesehen (inkl. Elektroladestationen), weitere Stellplätze „hinter“ dem Gebäude sind ebenso geplant wie ein Kinderspielplatz und eine Grüngestaltung vor und hinter dem Haus. Der Neubau ist aus mehreren Gründen sinnvoll: Erstens kann das Blockheizkraftwerk nicht in die Bestandsgebäude integriert werden, ein Neubau ist darum notwendig. Zweitens steigt der Bedarf nach Wohnraum in Bad Liebenstein.
50 Jahre alte Straßen
Unter dem Titel „Quartiersentwicklung 2030 Im Roh“ informierte im zweiten Teil der Anwohnerversammlung Bürgermeister Dr. Brodführer über die geplanten städtischen Maßnahmen, um vor allem die Straßen- und Gehwegesituation im Quartier zu verbessern. Zu beschönigen gab es nichts am Ist-Zustand: „alle Straßen sind richtig kaputt“ stellte er nüchtern fest. 50 Jahre sei nichts passiert. Der nun notwendige grundhafte Ausbau der Straßen und Gehwege im Viertel muss gut geplant und ideal mit den beteiligten Versorgern abgestimmt werden. Dazu gehört auch die Klärung von Fragen, wie „Was liegt in den Straßen drin?“, Wie ist der Boden beschaffen?“ usw. Damit wird jetzt begonnen, der Stadtrat hat entsprechende Planungskosten beschlossen.
barrierearm und verkehrsberuhigt
Wenn es auch noch eine Weile dauern wird, bis die ersten Straßenbaumaßnahmen beginnen, präsentierte der Bürgermeister schon erste Vorschläge, wie die Straßen im Quartier zukünftig aussehen könnten. Einige Vorgaben galt es bei der Ausarbeitung unter einen Hut zu bringen: attraktiv für die AnwohnerInnen, möglichst barriefrei, verkehrsberuhigt und finanziell leistbar. Die daraus entstandenen Entwürfe sehen aktuell keine Bordsteine mehr vor, dafür aber natürliche Barrieren, die den Verkehr beruhigen. Als Dauerparkfläche sollen die Straßen zukünftig nicht mehr genutzt werden. Bis alle Maßnahmen umgesetzt sind, sollte man realistisch einen Zeitraum von 10 Jahren ansetzen.
Hinweise der Anwohner gefragt
„Ich wünsche mir, dass wir dieses große Projekt gemeinsam und miteinander schaffen“, schloss der Bürgermeister, bevor die QuartiersbewohnerInnen ihre vielen Detailfragen mit der WBG und der Stadt besprechen konnten. Er bat alle Anwesenden um Hinweise z.B. aus ihrem Wohnalltag im Viertel, zu Verwirrungen in Straßenbezeichnungen oder zu den früheren Bauerfahrungen.
Hinweise nimmt der Projektkoordinator Herr Schwarz entgegen.