Ein Blick in die Presse der letzten Monate zeigt, dass vor allem in Südwestthüringen viel über den Tourismus gesprochen wird: Die „Prachtregion“ – Marke und Tourismusplattform des Landkreises Schmalkalden-Meiningen – präsentiert als neue Werbeträger die Hinterteile der Suhler Footballmannschaft. Wofür da geworben wird, bleibt im Dunkeln. „Thüringens Süden“ lädt zum großen Firmenlauf. Die „Familienmarke“ des gleichnamigen Regionalmanagements entstand 2022 mit Unterstützung des Freistaates und in bewusster Abgrenzung zur touristischen Marke Thüringer Wald. Was Thüringens Süden außer der geografischen Verortung entlang des Rennsteigs zu südlichen Gefilden macht, bleibt ein Geheimnis. Gar nicht festlich geht es aktuell im „Weihnachtsland am Rennsteig“ rund um die Glasbläserstadt Lauscha zu. Vor einigen Jahren wurde die inhaltlich überzeugende Marke gegründet, im Rahmen der Initiative „Zukunft Thüringer Wald“. Sogar ein Markenlizenzmodell wurde ausgearbeitet. Die Umsetzung des Projektes kommt aber nicht in Schwung.
Viele Marken und Slogans auf wenig Raum
„Prachtregion, Thüringens Süden, Weihnachtsland am Rennsteig. Was kommt noch?“ fragt Bad Liebensteins Bürgermeister Dr. Michael Brodführer. Er sieht immer mehr inhaltsleere und austauschbare Slogans oder nicht umgesetzte Projekte auf kleinem geografischen Raum. Stets wird etwas Neues präsentiert, ohne dass die Region insgesamt dadurch an Profil gewinnt.
„Wir sollten darauf verzichten, noch mehr und stets neue Slogans zu erfinden, uns auf das konzentrieren, was sich bewährt hat, was nach wie vor zukunftsfähig ist. Dies müssen wir kontinuierlich fortführen und weiterentwickeln.“
Brodführer meint damit die Wiederbelebung einer Marke, die mehr als 100 Jahre für Thüringen stand und in der er zukunftsträchtiges, einendes und identitätsstiftendes Potenzial sowohl im Außen- als auch Binnenmarketing sieht: Das Grüne Herz. Bereits vor einem Jahr hatte er in einem offenen Brief an Minister Tiefensee eine Wiederbelebung der Marke vorgeschlagen. Die folgende Diskussion kreiste vor allem um historische und politische, nicht aber um touristische und strategische Fragen.
Symposium zum Grünen Herzen
Darum nimmt Brodführer nun erneut Anlauf, um eine breite und tiefergehende Debatte darüber anzustoßen, ob es in Thüringen eine starke Marke geben kann, der es funktional und emotional gelingt, Menschen und Regionen im Freistaat zu verbinden und zugleich eine Wirkung nach außen zu entfalten. „Das ist Thüringen“ und „Thüringen entdecken“ sind es seiner Meinung nach nicht.
Unter dem Titel „Bekommt Deutschland sein Grünes Herz zurück? Chancen und Risiken einer neuen Marke für Thüringen“ lädt der Bürgermeister am 8. September alle Beteiligten und Interessierten zu einem Symposium ins Bad Liebensteiner Comödienhaus ein. In einem hochkarätig besetzten Podium diskutieren die Tourismus-Chefs aus Thüringen und der Steiermark, Christoph Gösel und Michael Feiertag, mit der erfahrenen Touristikerin Yvonne Wagner und dem Landeshistoriker Dr. Steffen Raßloff über Potenziale und Grenzen des Grünen Herzens. Michael Wenkel, Redaktionsleiter beim mdr unter anderem für die Reiseformate „Unterwegs in Thüringen“ und „#hinREISEND“, übernimmt die Moderation. Eine offene Debatte im Anschluss und ein kritisch-konstruktiver Austausch zu den verschiedenen Aspekten und Perspektiven des Themas sind ausdrücklich vorgesehen.
Eckdaten:
Bekommt Deutschland sein Grünes Herz zurück?
Symposium zu Chancen und Risiken einer neuen Marke für Thüringen.
8. September 2023, 11 bis 14 Uhr
Comödienhaus Bad Liebenstein
36448 Bad Liebenstein
Programm
11.15 Uhr: Begrüßung, Dr. Michael Brodführer, Bürgermeister Bad Liebenstein
11.30 Uhr: Impulsvortrag, Dr. Steffen Raßloff: „Zur Geschichte des Begriffs ‚Grünes Herz Deutschlands‘“
11.45 Uhr: Podiumsdiskussion mit Christoph Gösel (Thüringer Tourismus GmbH), Michael Feiertag (Steirische Tourismus und Standortmarketing GmbH), Yvonne Wagner (Saalfelder Feengrotten und Tourismus GmbH), Dr. Steffen Raßloff (Landeshistoriker), moderiert von: Michael Wenkel, MDR-Redaktionsleiter Journalistische Unterhaltung
12.45 Uhr: offene Debatte mit dem Publikum
13.15 Uhr: Imbiss und Ausklang im Foyer